Zwischenbilanz Südfrankreich

Seit Mitte März fliegt unser Duo Discus D-2249 "RR" jetzt schon in Südfrankreich umher - neun Wochen mit neun verschiedenen Crews, Zeit für eine erste Zwischenbilanz aus der Sicht aus dem hinteren Sitz, wo ich es sehr bequem habe und zudem Zeit für solche Gedanken. Ich war selber gespannt auf die Statistik: wir hatten ja im Vorfeld versprochen, in Südfrankreich könne man an 5 bis 6 Tagen pro Woche mit Streckenflugwetter rechnen. Und tatsächlich: in drei der neun Wochen waren sogar alle sieben Tage streckenflugtauglich, in drei weiteren Wochen sechs Tage aus sieben, zwei Wochen gab es mit einer Ausbeute von 5/7; nur eine Woche hatte "nur" vier fliegbare Tage. Natürlich haben wir gar nicht immer alle diese streckenflugtauglichen Tage dann auch tatsächlich genutzt: manchmal braucht man einfach einen Ruhetag, und es kann sehr vernünftig sein, sich am vergleichsweise schlechtesten Tag von den langen Flügen zu erholen, um am Folgetag das (hoffentlich) noch bessere Wetter wieder mit voller Energie nutzen zu können. Im Schnitt waren es tatsächlich 6 (strecken-)fliegbare Tage pro Woche - na gut, fünfkommaneun, um ganz genau zu sein! Aber das sind nur die nackten Zahlen, die nicht ansatzweise beschreiben, was es alles zu erleben gibt. Tatsächlich werde ich am häufigsten gefragt, ob das viele Fliegen hier in der Gegend denn nicht langweilig würde. Zur Antwort bedarf es nicht vieler Worte, es genügt, einige Flüge auf WeGlide anzugucken. Da fallen natürlich als erstes die offensichtlichen Highlights ins Auge, wie etwa der Wandersegelflug nach Unterwössen am 30. April:
https://www.weglide.org/flight/558935
...sowie der Rückflug am nächsten Tag, dem 1. Mai:
https://www.weglide.org/flight/559979
Dann locken die großen Berge mit ihren berühmten Namen, allen voran der Mont Blanc, den wir schon früh im Jahr am 5. April das erste Mal besuchen konnten:
https://www.weglide.org/flight/539161
...und dann gleich noch einmal, diesmal von seiner Westseite, am 10. April:
https://www.weglide.org/flight/543489
Letzte Woche war das Wetter dann so gut, dass es ohne Schwierigkeiten zum Matterhorn reichte:
https://www.weglide.org/flight/583293
Im Gedächtnis bleiben aber mindestens ebenso intensiv andere Flüge, die auf WeGlide kaum auffallen, zumindest nicht anhand der Kilometer oder aufgrund ihrer geographischen Eckpunkte. Und da fällt mir als erstes der erste Flug der bisher "schlechtesten" Woche ein (der oben erwähnten mit den "nur" vier nutzbaren Tagen): Start schon im beginnenden Schauer, Schlepp durch den Regen in die letzten Sonnenflecken, zweieinhalb Stunden Kurbeltraining, Obenbleibenüben zwar unter tiefster Basis, aber in herrlich labiler Luft, spannende Low Saves neben zweien der zahlreichen Flugplätze, immer mit komfortabler Landeoption - allein das wäre schon ein Heidenspaß gewesen und den Schlepp allemal wert. Aber dann fiel uns ein Geschenk in den Schoß, wie es das so nur in Südfrankreich gibt: über einem flachen Tälchen, zwischen zwei niedrigen Hügelketten unten, und zwei hoch auftürmenden, quelligen Wolkengebirgen obendrüber, stolperten wir plötzlich in ein schwaches Wellchen. Inmitten all dieser Labilität, umgeben von Schauern theoretisch eigentlich unmöglich, praktisch aber vorhanden. Das Wolkenwunderland, in das wir langsam hochklettern durften, stand den echten Gebirgen aus Fels und Schnee an gewissermaßen landschaftlicher Schönheit in nichts nach, existierte aber nur die weiteren zwei Stunden, in denen wir darin herumstaunten. Dann brach alles zusammen, die Wolken wurden dichter und die Schauer massiver. Landung wegen Regens über dem Startplatz lieber auf dem Nachbarplatz, größte erreichte Entfernung fünfzig Kilometer, Wertungsstrecke mit vielen Hasenhaken keine hundertfünfzig, aber Erinnerungen, die unbeschreiblich sind und von denen die Bilder auf WeGlide einen kleinen Eindruck geben:
https://www.weglide.org/flight/546018
Hat noch jemand Sorge, das könne langweilig werden? Soweit meine Eindrücke vom hinteren Sitz. Und wie ist es den Pilot:innen auf dem vorderen Sitz ergangen, wie sind ihre Eindrücke und Erlebnisse und Erkenntnisse? Fragt sie doch am besten selbst, wenn ihr sie an unserem Heimatplatz in Unterwössen trefft. Bestimmt erzählen sie gern davon. Ein Detail kann ich aber schon vorweg verraten: die Seitentasche im vorderen Cockpit ist definitiv zu klein!
Jan

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